Zurück aus Marokko.

Casablanca - Rabat - Fès - Meknès - Erfoud - Merzouga - Erg Chebbi - Boumalne - Ouarzazate - Marrakesch ... in gut 14 Tagen: starkes Licht über den Schlagschatten in den Gassen, wucherndes Leben über der ewigen Wiederkehr der gleichen Muster, wildes Vertun im Angesicht gravitätischer Bürokratie - welche Kontraste - und welche Farben erst! Dazu dann die schlechte Nachricht: ein geschätztes Drittel Rückgang beim Tourismus, dem Hauptträger der Wirtschaft des Landes, weil die Leute nach den Anschlägen in Paris und Brüssel Angst haben, herzukommen - wo doch die Sicherheitslage im Magreb nicht über alle Zweifel erhaben ist, weder in Algerien noch in Tunesien. 

Den Reisenden freut's, es hat kaum mehr Schlangen vor den Eingängen der Sehenswürdigkeiten in den Königsstädten. Dem Europäer freilich macht das Sorgen, denn an Marokko hängt die Reststabilität des afrikanischen Mittelmeerufers. Mich selbst hat die Frage nach meiner Sicherheit nur gerade bei der Fahrt über den Pass Tizi-n-Tichka beschäftigt... eine Fahrt, die statistisch x-mal gefährlicher sein dürfte als der Aufenthalt im Flughafen von Casablanca oder der Flug dorthin. 

Das Sicherheitsdispositiv des Flughafens von Casablanca wurde übrigens nach den Anschlägen von Brüssel grundlegend geändert: Ausser den Angestellten und Funktionären dürfen nur noch Reisende das Flughafengebäude betreten, deren Gepäck zuvor durchleuchtet worden ist. Das kompliziert die Abfertigung, die nun von der Ankunft bis zum Abflug gut drei Stunden dauert.  Überall im Land markieren Sicherheitskräfte Präsenz, Strassenkontrollen sind häufiger geworden. 

Mit Kamelen unterwegs im Erg Chebbi, gut 40 km von der algerischen Grenze entfernt.
Mit Kamelen unterwegs im Erg Chebbi, gut 40 km von der algerischen Grenze entfernt.

Es wird empfohlen, die Grenze zu Algerien zu meiden, doch gilt die Sanddünen-Landschaft des Erg Chebbi als sicher, obwohl sie keine 50 km von dieser Grenze entfernt ist. Die marokkanische Armee soll da besonders gut aufpassen.

Stimmung am Erg Chebbi.
Stimmung am Erg Chebbi.

Unsereiner fühlt sich auf anderen Kontinenten als Europäer, nicht etwa als Schweizer - denn was, bitte, soll das sein? Ein Deutschschweizer? Ein Romand? Ein Tessiner? Oder gar ein Rätoromane? Ein Durch- oder Querschnitt aus all denen? Man komme mir nicht mit Schweizer Werten! In Sachen Werte ist ein SVPler einem AfDler näher als einem urbanisierten Liberalen wie mir, für den etwa das Christentum eine mittlerweile ziemlich verblichene historische Angelegenheit ist. Europa hingegen bedeutet für mich eine benennbare, gültige Tradition des Denkens, die mit anderen Traditionen in den Austausch treten kann, ganz besonders in Nordafrika, das uns so nahe ist und in unserer Geschichte gelegentlich auch sehr nahe kam. 

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