Getrennte Abteile.

Da gibt sich einer weltoffen und wählt lokalpatriotisch. Geht das? Passt, denn die eigene deutschschweizerisch-ländliche Prägung wird bewahrt durch die Einebnung alles anderen aufs Englische als Allerweltssprache. Da kommt keine andere Sprache mehr vor, schon gar kein Frühfranzösisch an unseren Schulen! Überflüssig, und deshalb schädlich, weil es Nützliches verhindert. Es sind eh die Deutschschweizer, sagt er, die die Schweiz vorwärtsbringen und zusammenhalten. Und die aus den anderen Sprachregionen, die dabei sind im weltläufigen Schweizer Kleinunternehmertum, die reden eh alle Englisch. Mich erinnert's an Peter Stuyvesant: der Duft der grossen weiten Welt

Wenn so jemand die Abschottung der Schweiz bedauert, aufgepasst: Er meint nicht hochgezogene Grenzzäune, die zunehmende Schwierigkeit mit den Bilateralen, die sich jagenden Initiativen zur Isolierung des Landes. Er stimmt ja selbst hie und da mit der SVP. Seine Devise lautet: Lokal bewahren, global fahren! Als Abschottung gilt ihm alles, was die ungebremste Entfaltung der Technologie und des Englischen behindert. Denkt man etwas weiter, und das tut er, gehören die ganzen übrigen Sprachfächer dazu, das Musische auch, wenn's nicht ganz harmlos ist, und so fort bis zu den Geisteswissenschaften an den Universitäten. Weg damit! Und wenn schon Geisteswissenschaften, dann für die paar Rechtdenkenden. 

Verkehrte Welt! Während nämlich unser praxiserprobter Klein- und Mittelunternehmer bei der Beurteilung seiner Umwelt der Phantasie freien Lauf lässt, haben in den verpönten Geisteswissenschaften die Fakten Einzug gehalten. Die Klügeren unter den Exponenten der Wirtschaft haben das ja auch gemerkt. Die einschlägige Feldforschung zeigt klar: Mit dem Englischen ist es nicht so weit her, wie manche gerne glauben. Es ist nützlich, oft unverzichtbar, aber man kann sich nicht darauf ausruhen. Es macht andere Sprachen nicht überflüssig. Vor der Abschottung bewahrt es schon gar nicht. Dagegen muss man ganz anders vorgehen

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